Morihei, mit dem Aiki-Schwert, das ihm die Macht gibt das Böse zu zerschneiden und in der Welt Frieden zu stiften

Das Leben von Morihei

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Ueshiba Morihei wurde am 14. Dezember 1883 in Tanabe in der Präfektur Wakayama geboren. Er war das vierte Kind und der älteste Sohn von Ueshiba Yoroku, einem wohlhabenden Bauern, der zwei Hektar Ackerland besaß. Sein Vater war ein geachtetes Mitglied der örtlichen Gesellschaft und zwanzig Jahre lang im Gemeindevorstand des Ortes, während seine Mutter Itokawa Yuki aus einer Land besitzenden Familie adeliger Herkunft stammte.O Sensei beim Eingang zu Irimi-Nage

Im Alter von ungefähr sieben Jahren wurde Morihei nach Jizódera, einem nahegelegenen buddhistischen Tempel geschickt, um die konfuzianischen Klassiker und buddhistischen Schriften zu studieren. Er war fasziniert von den wundersamen Geschichten, die von dem buddhistischen Heiligen Kóbó Daishi erzählt wurden, und begann Erfahrungen mit wiederkehrenden Träumen zu machen, was seinen Vater etwas beunruhigte. Yoroku förderte ihn deshalb in mehr physischen Aktivitäten und lehrte ihn Sumó und Schwimmen.

Morihei absolvierte die höhere Grundschule in Tanabe und wurde mit sieben Jahren an der neu eingerichteten Mittelschule der Präfektur Tanabe aufgenommen. Er verließ die Mittelschule ohne Abschluss und schrieb sich in der Handelsschule Yoshida ein. Während er dort sein Diplom machte, fand er eine Stelle in der Steuerbehörde von Tanabe, wo es zu seinen Pflichten gehörte den Wert von Ländereien zu schätzen.Ausführung einer Technik

1902 schied er aus der Steuerbehörde aus, nachdem er sich an einem Volksaufstand gegen ein neues Fischereigesetz beteiligt hatte, und ging mit dem Ziel eine Karriere als Geschäftsmann zu machen nach Tókyó. Eine Zeit lang arbeitete er, am Arbeitsplatz lebend, im Handelsviertel Nihombashi, bevor er seine eigene Firma für Schreibwaren und Schulbedarf, die Ueshiba-Handelsgesellschaft, gründete. Insbesondere aber begann Morihei während dieses ersten Aufenthalts in Tókyó sein Kampfkunststudium mit traditionellem Jújutsu und Kenjutsu. Im gleichen Jahr erkrankte er jedoch an Beriberi und war gezwungen Tókyó zu verlassen. Bald nach seiner Rückkehr nach Tanabe heiratete er Itokawa Hatsu (geb. 1881), die er seit seiner Kindheit kannte.

1903 meldete sich Morihei als Freiwilliger zum 37. Regiment der Vierten Division in Ósaka, wo er aufgrund seiner Fertigkeit mit dem Bajonett, seinem Fleiß und seiner aufrichtigen Art „Soldatenkönig“ genannt wurde. Als ein Jahr später der russisch-japanische Krieg begann, wurde er als Obergefreiter an die Front geschickt, von der er aufgrund seiner herausragenden Tapferkeit zum Feldwebel befördert zurückkehrte. Während seiner Erholungspausen vom Militär ging Morihei weiter seinem Interesse an den Kampfkünsten nach, indem er in Nakai Masakatsus Dójó in Sakai den Gotó-Stil des Yagyú-ryú Jújutsu erlernte.

O Sensei in seinem Dojo

1907 wurde er aus der Armee entlassen und kehrte nach Tanabe zurück, wo er auf dem Hof seiner Familie arbeitete und sich in der Lokalpolitik betätigte und im Zuge dessen Vorsitzender der Vereinigung Junger Männer des Ortes wurde. Zu dieser Zeit engagierte sein Vater den Júdóka Takagi Kiyóichi, der nach Tanabe kam um Morihei zu unterrichten, und baute die Scheune der Familie zu einem Dójó um, wo Morihei nun Júdó im Stil des Kódókan erlernte. Er besuchte weiterhin auch Nakais Dójó und erhielt ein Diplom des Gotó-Stils.

Für die nächsten drei Jahre blieb Morihei in Tanabe, wo er sich in vielen lokalen Aktivitäten engagierte. Im Jahr 1910, dem Geburtsjahr seiner ältesten Tochter Matsuko, begann er sich für den Plan der Regierung zu interessieren die nördliche Insel Hokkaidó zu besiedeln. Er entschied sich eine Siedlergruppe zu gründen und warb Freiwillige in der Vereinigung Junger Männer des Ortes. Er wurde Leiter der Kishú-Gruppe, die aus 54 Haushalten und über 80 Menschen bestand, die im März 1912 von Tanabe aus nach Hokkaidó aufbrach. Sie kamen im Mai an und siedelten in Shirataki, einem Ort in der Nähe des Dorfes Yobetsu, den Morihei bei einer früheren Reise ausgewählt hatte.Irimi-Nage

Dieses Gebiet, in dem heute noch das Dorf Shirataki liegt, war damals Brachland, und die Kolonisten hatten bei der Bebauung gegen erschreckende Wetter- und Bodenbedingungen zu kämpfen. Trotzdem hatte die Kishú-Gruppe schließlich Erfolg in einer Anzahl Unternehmungen: beim Anbau von Minze, in der Pferdezucht und Milchwirtschaft wie auch beim Aufbau einer Holzindustrie. Morihei tat sein Äußerstes, um den Erfolg des Unternehmens sicherzustellen und initiierte mehrere Projekte, unter anderem den Bau einer Einkaufsstraße, die Verbesserung der Wohnbedingungen und die Gründung einer Grundschule. Während dieser Zeit in Hokkaidó machte Morihei bei einem Aufenthalt in einem Gasthaus in Engaru die Bekanntschaft des bekannten Daitó-ryú-Meisters Takeda Sókaku. Mit diesem übte er intensiv und erlangte bald sein Diplom im Daitó-ryú Jújutsu.

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Durch die florierende Holzindustrie wurde Shirataki bald eine aufblühende Stadt. Aber am 23. Mai 1917 wurde das Dorf von einem Feuer vollständig zerstört. Im folgenden Frühling war Morihei, nachdem er in den Gemeindevorstand gewählt worden war, vollauf mit dem Wiederaufbau von Shirataki beschäftigt. Im Juli des gleichen Jahres wurde sein ältester Sohn Takemori geboren.

Mitte November wurde Morihei durch die Nachricht schockiert, dass sein Vater ernsthaft erkrankt war. Er verließ Hokkaidó, um nach Tanabe zurückzukehren, und beendete auf diese Weise nach acht Jahren seine Zeit in Shirataki. Bei seinerMorihei bei der Ausdehnung seines Ki Rückreise erfuhr er, dass der Führer der neuen religiösen Sekte Ómoto-kyó, Deguchi Ónisaburó, der für seine Meditationstechnik „Chinkon Kishin“ (Besänftigung des Geistes und Rückkehr zum Göttlichen) bekannt war, in der Nähe von Ayabe lebte. Morihei entschied sich ihn zu besuchen und blieb bis zum 28. Dezember in Ayabe. Er bat Ónisaburó für seinen Vater zu beten, aber der entgegnete: „So wie es deinem Vater geht, geht es ihm gut.“ Diese Worte machten einen tiefen Eindruck auf Morihei.

Am 2. Januar 1920 verstarb Ueshiba Yoroku im Alter von 76 Jahren. Sein Tod war ein schwerer Schlag für Morihei, und nach einer Phase emotionaler Instabilität entschied er sich, auf der Suche nach einem spirituellen Leben unter der Anleitung Deguchi Ónisaburós, nach Ayabe zu ziehen. Er erhielt ein Haus hinter der Grundschule innerhalb des heiligen Bereiches des Ómoto-kyó, wo er die nächsten acht Jahre lebte, bevor er 1929 nach Tókyó zog.

Während dieser Zeit genoss er Ónisaburós absolutes Vertrauen und nahm an verschiedenen spirituellen Übungen der Sekte teil. Mit Ónisaburós Unterstützung O Sensei im fortgeschrittenen Alterbaute er einen Teil seines Hauses in ein 18 Tatami großes Dójó um und gründete die Ueshiba-Akademie, in der er, vorwiegend für Ómoto-kyó-Anhänger, Einführungskurse in die Kampfkünste gab. Unglücklicherweise wurde Moriheis erstes Jahr in Ayabe von weiteren Schicksalsschlägen überschattet: Er verlor seine beiden Söhne durch Krankheit: Takemori starb dreijährig im August, und Kunihari, sein zweiter Sohn, starb einjährig im September.

Im darauf folgenden Jahr wurde der an der Ueshiba-Akademie angebotene Unterricht allmählich umfangreicher und intensiver, und es sprach sich langsam herum, dass in Ayabe ein außerordentlicher Budó-Meister lebte. Die Anzahl an Nicht-Òmoto-kyó-Anhängern, die sich an der Ueshiba-Akademie einschrieben, begann zu steigen, und von dem in der Nähe gelegenen Flottenstützpunkt in Maizuru kamen viele Seeleute, um an der Akademie zu lernen.

Am 11. Februar 1921 gingen die Behörden plötzlich scharf gegen die Sekte vor, was später als „erster Ómoto-Vorfall“ bekannt wurde, und einige Leute, darunter Ònisaburó, wurden verhaftet. Glücklicherweise hatte dies keinerlei Auswirkung auf die Ueshiba-Akademie . 1921 war außerdem das Jahr meiner Geburt.

Die nächsten zwei Jahre lang versuchte Morihei, dem auf Kaution freigelassenen Ònisaburó beim Wiederaufbau des Òmoto-kyó zu helfen. Er übernahm die Verwaltung von ungefähr 900 Tsubo Tennódaira-Land, welches er bebaute, während er gleichzeitig weiter an der Ueshiba-Akadmie lehrte. So gelangte er während seines Alltags zu der Ansicht, dass eine wesentliche Einheit von Budó und Ackerbau bestehe, was ihm sehr am Herzen lag und während seines gesamten Lebens einen wiederkehrenden Gedanken bildete.

Morihei im Alter von 38 Jahren vor seinem ersten Dojo in Ayabe. Dort unterrichtet er Omoto-Kyo-Anhänger in Daito-Ryu Aiki-Jujutsu.

 

Morihei im Alter von 38 Jahren vor seinem ersten Dójó. 1920 zogen er und seine Familie nach Ayabe (in der Nähe von Kyóto) zum Hauptsitz des Òmoto.kyó. Dort wurde die Ueshiba-Akademie gegründet, in der Morihei Òmoto-kyó Anhänger in Daitó-ryú Aiki-jújutsu unterrichtete.

 

Ungefähr seit dieser Zeit nahmen Moriheis Budó-Übungen nach und nach einen spirituellen Charakter an, so wie er mehr und mehr vom Studium des Kotodama beansprucht wurde. Dies führte dazu, dass er nach und nach von den Formen des Yagyu-ryú und Daitó-ryú Jújutsu abwich und seinen eigenen Stil entwickelte, wobei er bewährte Prinzipien und Techniken zusammen benutzte, um die Barrieren zwischen Seele, Geist und Körper zu durchbrechen. 1922 wurde dieser Stil offiziell „Aiki-Bujutsu“ benannt, wurde aber unter dem Namen „Ueshiba-ryú Aiki-Bujutsu“ in der Öffentlichkeit bekannt.

 

Morihei bei der Feldarbeit

 

 

 Morihei (Mitte) bei der Arbeit im biologisch

 bewirtschafteten Garten des Òmoto-kyó-Hauptsitzes. Morihei glaubte, dass es eine besondere Beziehung zwischen Budó und Landwirtschaft gäbe, zwei Aktivitäten, die das Leben nähren und ein reines Leben und hohe Gedanken unterstützen.

 

 

 

1924 ließ Morihei sich auf ein Abenteuer ein, welches sich als entscheidend für seine geistige Entwicklung erwies. Am 13. Februar verließ er mit Ònisaburó Ayabe in Richtung Mandschurei und Mongolei, auf der Suche nach einem gelobten Land, in dem sie eine auf religiösen Geboten basierende neue Weltregierung aufbauen wollten. Am 15. kamen sie in O Sensei erteilte unaufhörlich UnterrichtMukden an, wo sie mit dem bekannten Heerführer Lu Chang-kúei zusammentrafen. Zusammen mit Lu führten sie die Nordwestliche Autonome Armee (auch bekannt als Mongolische Unabhängigkeitsarmee) ins Landesinnere. Zu dieser Zeit bekam Morihei den chinesischen Namen Wang Shou-kao. Jedoch, ihre Expedition verlief unglücklich; siw wurden Opfer einer Verschwörung, die von einem anderen Heerführer, Chang Tso-lin, angezettelt worden war, und als sie am 20. Juni Baian Dalai erreichten, fanden sie dort chinesische Truppen vor, die nur darauf warteten sie zu verhaften. Morihei und vier andere wurden zum Tode verurteilt. Glücklicherweise schritt kurz bevor sie exekutiert werden sollten ein Angehöriger des japanischen Konsulats ein und sorgte für die Befreiung und eine sichere Rückkehr nach Japan.

Morihei versuchte sein früheres Leben fortzusetzen, indem er an der Ueshiba-Akademie Budó lehrte und gleichzeitig auf der Tennódaira-Farm Landwirtschaft betrieb. Er fing außerdem an sich für Sójutsu (Speerkampf) zu interessieren und nahm sein intensives Schwertkampf- und Jújutsu-Training wieder auf. Trotzdem war es nicht mehr wie vorher. Er war tief beeindruckt von seinen Erlebnissen in der Mandschurei und der Mongolei, besondern durch eine Erfahrung, die er unter feindlichem Beschuss im Angesicht des Todes gemacht hatte, dass er nämlich kleine Lichtblitze sehen konnte, die ihm die ankommenden Geschosse zeigten.O Sensei bei einer Ki-Demonstration Für Morihei war die Entdeckung dieses intuitiven Sinnes eine Prägende Erfahrung, und nach seiner Rückkehr nach Japan kam er häufiger in Situationen, bei denen er Anzeichen einer geistigen Kraft bemerkte.

Im Frühling 1925 traf Morihei einen Marineoffizier, der auch Kendó-Meister war. Er nahm eine Herausforderung des Offiziers an und besiegte ihn, ohne eigentlich mit ihm gekämpft zu haben, da er jeweils vorher fühlen konnte, wohin das Holzschwert des Offiziers als nächstes schlagen würde. Unmittelbar nach dieser Begegnung badete er in einer Quelle, wobei er eine vollständige Klarheit von Körper und Geist verspürte. Plötzlich hatte er das Gefühl in goldenem Licht zu baden, das sich vom Himmel über ihn ergoss. Es war eine einzigartige Erfahrung für ihn, eine Art Offenbarung, und er fühlte sich wiedergeboren, als ob sein Körper und Geist aus Gold waren. Zur gleichen Zeit wurde ihm die Einheit des Universums mit dem eigenen Selbst klar, und er verstand der Reihe nach die anderen philosophischen Prinzipien, auf denen das Aikidó basiert. Auf diese Weise gelangte er auch zu der Einsicht, dass für seine Kunst Aiki-Budó ein passenderer Name wäre als Aiki-Bujutsu. (Während „Jutsu“ sich nur auf das technische Können bezieht, bedeutet „Dó“, dass es sich vor allem auch um philosophische Prinzipien handelt.)

Morihei ist als Einziger auch an den Armen gefesselt

 

1924 begleitete Morihei Deguchi Ònisaburó zum „Großen Mongolei-Abenteuer“. In der Hoffnung einen Himmel auf Erden schaffen zu können erreichten Ònisaburó und seine Gruppe die Grenze dieses fernen Landes, mit dem Erfolg, dass sie von einem chinesischen Kriegsherrn gefangen genommen wurden, der ihnen ihre Exekution androhte.

Das Foto zeigt die Gruppe in Beinfesseln, vor ihrer Entlassung in die Obhut des örtlichen japanischen Konsuls. Morihei (3. von links, neben Ònisaburó) ist anscheinend auch an den Armen gefesselt.

 

 

 

 

Die heiligen Nachi-Fälle in Kumano

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Gründer bei einer Wallfahrt zu den heiligen Nachi-

Fällen in Kumano. Morihei war von den vielen Begegnungen mit dem Tod während des „Großen Mongolei-Abenteuers“ tief beeindruckt, und nach seiner Rückkehr nach Japan intensivierte er seine Suche nach der wahren Bedeutung des Budó. Wie hier auf dem Foto gezeigt, zog er sich oft in die Berge zurück, wo er sich asketischer Disziplin unterwarf. Im Alter von 42 Jahren erlebte er eine profunde Erleuchtungserfahrung, die ihn als Budóka unbesiegbar machte.

 

 

 

 
 
 
 
 
 
Morihei und Onisaburo

Morihei und Ònisaburó umgeben von einer Gruppe Òmoto-kyó-Anhängern. Aufgrund ihrer außerordentlichen Begabung und ihrer wilden Exzentrik waren Morihei und Ònisaburó zwei der größten Visionäre aller Zeiten.

 

 

 

 

Als Aiki-Budó bekannter wurde, zog es auch eine Reihe bemerkenswerter Schüler an, so unter anderem Admiral Takeshita Isamu. Im Herbst 1925 wurde Morihei zu einem Besuch beim Admiral in Tókyó eingeladen. Er bewohnte dieO Sensei vor seinem Dojo Residenz des früheren Premierministers Yamamoto Gombei, wo er vor einer Anzahl tief beeindruckter Würdenträger eine Vorführung machte. Er verbrachte außerdem 21 Tage damit im Palast des Kronprinzen zu unterrichten.

Im Frühling 1926 kam er wiederum auf Einladung Admiral Takeshitas nach Tókyó. Er lehrte am kaiserlichen Hof und am kaiserlichen Haushaltsministerium auf die gleiche Weise wie er Angehörige von Heer und Marine oder der Finanzwelt unterrichtete. Moriheis Aufenthalt in Tókyó war länger als geplant, aber im Sommer erkrankte er an einer Darmverstimmung und musste nach Ayabe zurückkehren, um sich auszuruhen.

Nachdem im Februar 1927 eine weitere Einladung Admiral Takashitas eintraf, musste er Ayabe notgedrungen zum dritten Mal verlassen. Mit Ónisaburós Segen entschied er sich dazu ganz nach Tókyó umzuziehen, wo er alle seine O Sensei demonstriert Techniken mit dem JoKräfte darauf verwandte sich einen Namen als Budó-Lehrer zu machen. Nach zwei Jahren ohne feste Bleibe bezog Morihei ein Haus in der Nähe des Sengaku-Tempels in Kuruma-chó, wo er zwei Acht-Tatami-Zimmer zu einem Dójó umbaute. Zu seinen Schülern gehörten Fujita Isamu, Matsui Shóyó, Nakazato Kaizan sowie der Kobuki-Schauspieler Ennosuke Kikugoró VI.

1930 erwarb er ein Haus in Wakamatsu-chó, Ushigome, und begann dort mit dem Bau eines neuen Dójó. Währenddessen gründete er vorübergehend ein Dójó in Mejirodai, wo er im Oktober 1930 von Kanó Jigoró, dem Begründer des Júdó, besucht wurde. Kanó war von Moriheis Können sehr beeindruckt und lobte ihn außerordentlich, indem er sagte: „Dies ist meine Idealvorstellung vom Budó.“ Anschließend schickte Kanó zwei seiner eigenen Schüler, Takeda Jiró und Mochizuki Minoru, zu Morihei, die unter seiner Anleitung lernen sollten.

Ein weiterer bemerkenswerter Besuch kam 1930 mit Generalmajor Miura Makoto. Er betrachtete das neue Budó mit Skepsis und kam nur ins Dójó um Morihei zu besiegen. Der beseitigte dessen Zweifel so vollkommen, dass er sich sofort als Schüler einschrieb. Danach wurde Morihei auf Bitten des Generalmajors Ausbilder an der Militärakademie Toyama.

Im April 1930 wurde in Wakamatsu-chó an der gleichen Stelle wie das heutige Hauptdójó ein vollwertiges 80 Tatami großes Aikid-Budó-Dójó fertiggestellt, das unter dem Namen Kóbukan eingeweiht wurde.O Sensei beim Training Viele Schüler schrieben sich ein, darunter Kamata Hisao, Iwata Hajime, Funabashi Kaoru, Yúgawa Tsutomu und Shirata Rinjiró. Im Verlauf der nächsten zehn jahre erlebte das Aikid-Budó sein erstes goldenes Zeitalter, und das Kóbukan wurde wegen des außergewöhnlich intensiven Trainings in der Öffentlichkeit als das „Höllen-Dójó“ bekannt.

Die nächsten Jahre war Morihei sehr beschäftigt, da er nicht nur im Kóbukan, sondern auch in vielen anderen in Tókyó und Ósaka gegründeten Dójó unterrichtete. Dies waren hauptsächlich das Òtsuka-Dójó in Kóishikawa (gesponsert von Herrn Noma, dem Präsidenten des Verlags Kódansha), das Fujimi-chó-Dójó in Iidabashi sowie das Sonezaki-Dójó, das Suida-Dójó und das Cha´usuyama-Dójó in Òsaka. Namhafte O Sensei betet zu den Kami mit JoUchideshi (im Haushalt des Meisters lebende Schüler) dieser Zeit waren Yonekama Shigemi, Akazawa Zenzaburó, Shioda Gózó und Hoshi Tetsumo.

Morihei unterrichtete auf Empfehlung seines Schülers Tomita Kenji, dem Polizeipräsidenten der Präfektur Òsaka und späteren Gouverneur der Präfektur Nagano und leitenden Kabinettssekretär, in den Polizeistationen in der Umgebung Òsakas. Darüber hinaus engagierte er sich stärker beim Asahi Shimbun in Òsaka, und durch den Club Japanischer Industrieller boten sich ihm viele Gelegenheiten Mitglieder der Finanzwelt zu unterrichten.

1932 wurde die Gesellschaft zur Förderung Japanischer Kampfkünste gegründet, und 1933 wurde Morihei ihr Präsident. Im Mai 1933 wurde in der Präfektur Hyógo ein ständiger Übungsraum, das Takeda-Dójó, gegründet. Dutzende Schüler kamen um dort zu leben und das Ideal des Begründers, die Vereinigung von Budó und Landwirtschaft, in die Tat umzusetzen.

Mitte der dreißiger Jahre war Morihei in der Welt der Kampfkünste berühmt geworden. Mehr noch als durch seine Meisterschaft der verschiedenen traditionellen japanischen Kampfkünste erregte er die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durch die Epoche machende Natur seiner eigenen Schöpfung, die „Vereinigung von Geist, Seele und Körper“ in Aiki, offiziell Aiki-Budó genannt. Zu dieser Zeit betrieb Morihei intensiv Kendó im Kóbukan-Dójó, und eine Anzahl Kendóka, darunter sein späterer Schwiegersohn Nakakura Kiyoshi, besuchten das Dójó regelmäßig.

Morihei im Kobukan

 

Morihei, mit der ursprünglichen Gruppe in 

seinem Haushalt lebender Schüler des Kóbukan. Das Kóbukan, 1931 in Tókyó eröffnet, zog talentierte junge Schüler aus allen Teilen des Landes an. Obwohl hier nicht gezeigt, gab es in den frühen Jahren des Kóbukan auch einige hervorragende Schülerinnen.

 

Im September 1939 wurde Morihei zu einer öffentlichen Kampfkunst-Vorführung in die Mandschurei eingeladen. Dort kämpfte er gegen den ehemaligen Sumótori Tenryú, den er mit einem Finger am Boden hielt. Er besuchte die Mandschurei auch noch nach dem Ausbruch des Pazifik-Kriegs, er nahm Berater-Posten in verschiedenen Insitutionen an, darunter die Kenkoku-Universität, mit der er sich besonders beschäftigte. Sein letzter Besuch der Mandschurei fand 1942 statt, als er auf Einladung eines Kampfkunst-Verbandes an den Feierlichkeiten zum zehnten Jahrestag des japanischen Marionettenstaates Manchuko teilnahm und in Anwesenheit des Kaisers Pu-yi eine Budó-Demonstration zeigte.

Morihei Anfang 50

 

 

 

 

 

 

Morihei Anfang 50. Zu dieser Zeit war er im

ganzen Land als Budóka erster Güte bekannt.

 

 

 

 

 

 

Am 30. April 1940 wurde dem Kóbukan vom Ministerium für Gesundheit und Wohlfahrt der Status einer amtlich eingetragenen Stiftung zugesagt. Der erste Präsident der Stiftung war Admiral Takeshita Isamu. Im gleichen Jahr nahm die Polizei-Akademie, an der Morihei unterrichtete, Aiki-Budó in ihr Ausbildungsprogramm auf.

Nach Beginn des Krieges im Pazifik gingen die Schüler einer nach dem anderen an die Front. Ich war damals Student an der Waseda-Universität und erhielt zusammen mit Òzawa Kisaburó und anderen jungen Aikidó-Schülern die Aufgabe das Dójó aufrechtzuerhalten.

O Sensei beim täglichen Üben mit BokkenAußerdem wurde Aiki-Budó 1941 in das Butotukai (eine Institution der Regierung, die alle Kampfkünste in einer Organisation vereint) aufgenommen. Morihei bestimmte Hirai Minoru dazu die Vertretung und Organisation der Aiki-Sektion des Butotukai zu übernehmen. Ungefähr zu dieser Zeit wurde erstmals der Name Aikidó benutzt.

Als Reaktion auf die Behelfsmäßigkeit der in einer Notlage getroffenen Maßnahmen, die Aikidó zu einer Sektion des Butotukai reduzierten, und um den Geist des von ihm für zukünftige Generationen geschaffenen Budó zu bewahren, baute Morihei die Basis der Aikidó-Organisation in der Präfektur Ibaragi wieder auf. Morihei überließ mir die Verantwortung für das Dójó in Wakamatsu-chó und zog mit seiner Frau nach Iwama, wo er bis Kriegsende in einer umgebauten Scheune ein einfaches Leben führte.

In Iwama begann Morihei den Bau dessen, was er das Ubuya (Geburtszimmer) oder inneres Heiligtum des Aikidó nannte: den Aiki-Schrein und ein dazu gehöriges Freiluftdójó. Der Innenausbau des Aiki-Schreins, welcher sich durch exquisite Schnitzereien auszeichnet, wurde 1944 beendet; das Aiki-Dójó, heute als Ibaragi-Dójó und Anbau des Aiki-Schreins bekannt, wurde 1945 kurz vor Kriegsende fertiggestellt.

Dreiundvierzig Gottheiten werden im Aki-Schrein als Schutzgötter des Aikidó verehrt. Morihei folgte beim Planen des Schrein-Bezirks den Prinzipien des Kotodama. So sind beispielsweise das Hauptgebäude, die Gebetshalle, das Torii und der Grundriss als Gesamtheit nach den Regeln der drei universellen Prinzipien Dreieck, Kreis und Quadrat (der Symbolik der Kotodama-Atemübungen) ausgelegt. „Wenn das Dreieck, der Kreis und das Quadrat in sphärischer Rotation vereint sind, ergibt sich ein Zustand vollkommener Reinheit. Dies ist die Basis des Aikidó“, erklärte Morihei.

Während des Krieges bemühte ich mich das Kóbukan-Dójó vor der sich verschlechternden Situation und den massivenO Sensei in seinem Dojo vor einem Waffenständer Bombardements der US-Luftwaffe zu schützen. Das Dójó überstand den Krieg unbeschädigt, doch anschließend wurde es von über dreißig obdachlosen Familien als Notunterkunft benutzt, so dass das Training nicht fortgesetzt werden konnte. Das Aikidó-Hauptquartier wurde deshalb nach Iwama verlegt, wo Morihei weiterhin in Ruhe lebte, Landwirtschaft betrieb und junge Menschen aus der Umgebung unterrichtete.

Nach dem Krieg kam für die Kampfkünste eine Zeit des Niedergangs, und die Zukunft des Aikidó lag im Ungewissen. Trotzdem hatte Morihei Vertrauen in das neue Aikidó, und zusammen arbeiteten wir hart, um seinen Platz im Japan der Nachkriegsjahre zu etablieren. Als das Durcheinander, das unmittelbar nach dem Krieg regierte, sich aufzulösen schien, wurde entschieden das Aikidó-Hauptquartier wieder nach Tókyó zurückzuverlegen. Am 9. Februar erteilte das Erziehungsministerium die Erlaubnis das Aikikai mit veränderter Satzung wieder zu etablieren. Das Hauptdójó in Tókyó wurde in Ueshiba-Dójó und Aikidó-Welthauptquartier umbenannt.

Nach der Gründung des Aikikai wurde mir die Verantwortung übergeben die bestehende Organisation zu festigen und seine Zukunft zu planen. Währenddessen verblieb Morihei in Iwama, versunken in Meditation und Training der Kampfkünste.

Ab 1950 begann Morihei auf Einladungen hin durch Japan zu reisen, um Unterricht zu erteilen, Vorträge zu halten und Vorführungen zu machen. Als er schließlich die Siebzig erreicht hatte, entsprang seine vollendete Technik in zunehmendem Maße seiner geistigen Größe, im Gegensatz zu der Wildheit und Kraft, die seine früheren Jahre charakterisiert hatten. Er legte nun größeren Wert auf die liebende Natur des Aikidó. (Das erste Schriftzeichen von Aikidó, „Ai“, welches „Harmonie“ bedeutet, klingt genauso wie das Schriftzeichen, welches „Liebe“ bedeutet. In seinen späteren Jahren betonte Morihei die Gleichheit dieser zwei Bedeutungen.)

1954 wurde das Aikidó-Hauptquartier nach Tókyó gelegt, und das dortige Dójó nahm den offiziellen Titel der Aikikai-Stiftung an: Das Aikidó-Hombu-Dójó. Im September 1956 veranstaltete das Aikikai die erste öffentliche Budó-Demonstration seit Kriegsende auf dem Dach des Kaufhauses Takashima in Nihombashi, Tókyó. Die Demonstration dauerte fünf Tage und machte auf die anwesenden ausländischen Würdenträger einen tiefen Eindruck. Morihei hatte solche öffentlichen Demonstrationen unnachgiebig abgelehnt, doch er sah ein, dass für Japan eine neue Ära gekommen war und stimmte in Hinblick auf die zukünftige Entwicklung des Aikidó zu.

Nachdem Aikidó sich im Bewusstsein der Öffentlichkeit etabliert hatte, nahm die Zahl der Schüler aus der ganzen Welt rapide zu. In Japan selbst wurden überall neue Dójó gegründet, und Aikidó nahm seinen Einzug an Universitäten, in Behörden und Firmen und erlebte sein zweites goldenes Zeitalter.

Als Morihei älter wurde, übernahm er eine weniger aktive Rolle im Management des Aikikai und überließ mit die Verantwortung für den Unterricht im Hombu-Dójó. Er machte aber weiterhin Vorführungen, und im Januar 1960 sendete das NTV „Der Meister des Aikidó“, eine Sendung, die die Techniken des Begründers auf Film festhielt.

O Sensei demonstriert Ki - während er den Jo hält vermag es sein Schüler nicht diesen wegzudrücken, er ist wie versteinert

Am 14. Mai 1960 unterstützte das Aikikai eine Aikidó-Demonstration in Shinjuku, Tókyó. Bei dieser Gelegenheit hinterließ Morihei mit einer Vorführung unter dem Titel „Das Wesen des Aikidó“ einen tiefen Eindruck auf sein Publikum.

Später im selben Jahr wurde Morihei, zusammen mit Uno Yosaburó, einem 10. Dan Kyudó, von Kaiser Hirohito der Shijuhóshó-Preis verliehen. Nur drei Menschen aus der Welt des Budó war dieser Preis je vorher verliehen worden: dem Júdó-Meister Mifune Kyúzó sowie den Kendó-Meistern Ogawa Kinnosuke und Mochida Seiji.

Am 28. februar 1961 besuchte Morihei auf Einladung des Aikikai Hawaii die Vereinigten Staaten. Während dieses Besuches machte der Begründer folgende Aussage: „Ich kam nach Hawaii in der Absicht eine „silberne Brücke“ zu bauen. Bisher blieb ich in Japan, baute eine „goldene Brücke“, um Japan zu vereinen, aber von nun an möchte ich eine Brücke bauen, die die verschiedenen Länder der Welt durch die im Aikidó enthaltene Harmonie und Liebe zusammenbringt. Ich denke, dass Aiki als Nachkomme der Kampfkünste die Menschen dieser Welt in Harmonie, dem wahren Geist der Kampfkünste, vereinen und die Welt in unabänderlicher Liebe umschließen kann.“

O Sensei bei der Ausführung eines Atemkraft-Wurfes

 

 

Morihei bei der Ausführung eines Wurfs: „Aikidó ist das Prinzip keinen Widerstand zu leisten.“

 

 

 

Am 7. August 1962 wurde anlässlich Moriheis sechzigsten Jahrestages als Budóka in Iwama am Aiki-Schrein ein großes Fest veranstaltet, und 1964 empfing er in Anerkennung seiner Verdienste um die Kampfkünste eine besondere Auszeichnung von Kaiser Hirohito.

Die Grundsteinlegung für den Neubau des Hombu-Dójó fand am 14. März 1967 statt. Am gleichen Tag vollzog Morihei in Iwama die erste Neujahrsfeier. Am 15. Dezember desselben Jahres wurden die Arbeiten am neuen Dójó, einem modernen dreistöckigen Gebäude, beendet. Einer der Räume wurde von ihm als Studien- und Schlafraum benutzt und ist heute als das „Nachlasszimmer“ bekannt.

Am 12. Januar 1968 wurde anlässlich der Vollendung des Hombu-Dójó eine Gedächtniszeremonie abgehalten, bei der Morihei über das Wesen der Aikidó-Technik sprach. Später im selben Jahr machte Morihei anlässlich der Fertigstellung des Hókaidó in Hibiya eine Aikidó-Demonstration, die seine letzte sein sollte.

Am 15. Januar 1969 nahm Morihei an den Neujahrsfeierlichkeiten im Hombu-Dójó teil. Obwohl er bei guter Gesundheit zu sein schien, verschlechterte sich sein Zustand rapide, und am 26. April 1969 schied er um 17 Uhr friedlich dahin. Am 1. Mai wurde im Hombu-Dójó ab 19:10 Uhr eine Totenwache abgehalten, und am gleichen Tag wurde ihm von Kaiser Hirohito posthum eine Auszeichnung verliehen. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof des Ueshiba-Familientempels in Tanabe beigesetzt, Haarsträhnen des Begründers werden seitdem im Aiki-Schrein in Iwama, am Familiengrab der Ueshibas und am großen Schrein von Kumano verwahrt.

Ueshiba Kisshómaru

 

(Ueshiba Kissómaru wurde am 14. Juni 1970 durch einstimmige Entscheidung des Aikikai erwählt Nachfolger seines Vaters, Aiki-Doshú, zu werden.)

 

O-Sensei starb am 26. April 1969 in Iwama, Japan.

 

 Quellverweis: Entnommen aus dem Buch "Budo", erhältlich im Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg